“Ich war dann mal weg…”
… auf dem Lebensweg, im Waldviertel in Niederösterreich.
260 Kilometer Leben - 7.320 Höhenmeter - 13 Tagesetappen - 11 Kilo Gepäck, dazu jede Menge guter Vorsätze und Träume!
Dies ist ein minimaler Einblick in mein 15-tägiges Pilger-Abenteuer, von dem ich vor gut einer Woche zurück gekehrt bin. Körperlich total am Ende und angeschlagen, aber mental überglücklich und dankbar. Nein, so ganz zuhause angekommen bin ich noch nicht. Das merke ich daran, dass ich noch immer jede Nacht im Traum unterwegs bin. Irgendwo von A nach B. Klar, es macht etwas mit einem, einen halben Monat lang nie irgendwo wirklich anzukommen, sondern nur auf dem Weg zu sein. Da ist so vieles, was ich mir niemals hätte vorstellen können. Hätte mir beispielsweise jemand gesagt, dass ich eine gewisse “Beziehung” zu meinem Rucksack aufbaue, hätte ich mit Sicherheit Zweifel an seinem Wohlbefinden geäußert. Dem ist aber so. Dieser überdimensionale und schwergewichtige Rucksack hat alles notwendige beinhaltet, was ich täglich benötigt habe und mir über diesen verhältnismäßig langen Zeitraum tatsächlich ein Stückchen “Zuhause” vermittelt. Das klingt merkwürdig, ich weiß, aber dieses Gefühl hatte ich schon zu Beginn meiner Reise, als der Vergleich mit der Schnecke und ihrem übergroßen Haus auf dem Rücken entstanden ist.
Die Besonderheit des Lebensweges stellen eigentlich die jeweiligen Tagesetappen in ihrer Bedeutsamkeit dar. Beginnend von der Zeugung über die Schwangerschaft und Geburt, die Lebensjahre bis hin zum Tod und den Ahnen. Jeder Tag hat seine Symbolik die es für sich selbst im Gehen und Erleben zu erspüren gilt. Ob mir das gelungen ist? Nicht so wie ich es mir vorgestellt habe, aber gut möglich, dass ich eine falsche Vorstellung hatte. Gespürt habe ich unendlich viel, an jedem einzelnen Tag, in nahezu jedem Moment. Man hat Zeit, wenn man alleine unterwegs ist. Zeit zum Nachdenken, Reflektieren, Innehalten. Die vielen Schönheiten und Besonderheiten am Weg wahrnehmen, an denen man in der Unachtsamkeit des Alltags vorübergehen würde. Zeit, um der Ruhe und Entspannung Platz zu gewähren, die nach und nach Einzug halten möchten. Ob die innere Ruhe geblieben ist? Ja. Ich nehme eine Tiefenentspannung in mir wahr, nach der ich mich lange gesehnt habe. Innere Ruhe zu verspüren ist ein Privileg, das es zu schätzen gilt. Ich schätze es und bin überaus dankbar dafür. Und Dankbarkeit beginnt dort, wo Selbstverständlichkeit aufhört.
Das geplante Buch über den Lebensweg wird entstehen, ich arbeite bereits daran. Unterwegs habe ich täglich meine Erlebnisse festgehalten, die den jeweiligen Tag geprägt und ihm damit den Stempel der Einzigartigkeit verliehen haben. Es wird ein Buch über meine persönlichen Erlebnisse auf dem Lebensweg. Keine Wanderlektüre und kein Spiegelbild des vorgegeben Weges. Ein Buch über den Weg, wie ich ihn erlebt habe. Mit all seinen Schwierigkeiten und Herausforderungen, denen ich jeden Tag aufs Neue begegnet bin und mit denen ich zu kämpfen hattte. Aber auch den vielen positiven Begegnungen mit den Menschen am Lebensweg. Noch nie in meinem Leben wurde mir so viel Hilfsbereitschaft, Sympathie und Freundlichkeit zuteil, wie in diesen 15 Tagen. Ich habe so viel Respekt, Wertschätzung und Herzlichkeit erfahren, dass es zuweilen überwältigend war. Neben dem eigentlichen Abenteuer des unterwegs seins sind es vor allem die vielen zwischenmenschlichen Begegnungen, die den Pilgerweg zu etwas Besonderem gemacht haben. Zu meinem persönlichen Lebensweg.
Die beigefügten Fotos sind ein minimaler Einblick in ein großes Erlebnis. Auf den Start, den Weg, das Erreichte, das Zurückkommen. Dazwischen liegt so unvorstellbar vieles mehr, das seinen eigenen Platz benötigt und bekommen soll.
Am Abend vor meiner Rückreise fiel mir in meiner Unterkunft ein Zitat ins Auge, das ich an dieser Stelle wiedergeben möchte:
“Nichts in der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.”
Ich möchte dem gerne etwas hinzufügen:
“Und nichts so schön, wie nach 15 Tagen Abenteuer am Lebensweg wieder nach Hause zu kommen!”
30. Mai 2025 Bahnhof Brenner (I) Eine Schnecke mit überdimensional großem Haus auf dem Rücken begibt sich auf den Weg…
31. Mai 2025 Etappe 1 Blick vom Gipfel des Peilsteins, dem höchsten Punkt am Lebensweg, auf Laimbach am Ostrong.
01. Juni 2025 Etappe 2 Am sagenumwobenen Herzstein bei St. Oswald, am Weg nach Yspertal.
02. Juni 2025 Etappe 3 Am Puschacherteich bei Ysper.
03. Juni 2025 Etappe 4 Entlang dem Schlesingerteich bei Bärnkopf.
04. Juni 2025 Etappe 5 Am Gemeindezentrum in Martinsberg.
05. Juni 2025 Etappe 6 Unterwegs von Kirchschlag nach Els.
06. Juni 2025 Etappe 7 Die Brücke bei Kottes.
07. Juni 2025 Etappe 8 Bad Traunstein, Aussichtsturm auf dem Wachtstein.
08. Juni 2025 Etappe 9 Bei Burg Oberranna, an der Grenze zwischen dem Waldviertel und der Wachau.
09. Juni 2025 Etappe 10 Am Schlossteich in Pöggstall.
10. Juni 2025 Etappe 11 Abendstimmung an der Donau bei Lehen.
11. Juni 2025 Etappe 12 Blick von der Basilika Maria Taferl zur Donauschleife.
12. Juni 2025 Etappe 13 In den Parkanlagen von Schloss Artstetten.
12. Juni 2025 Etappe 13 Laimbach am Ostrong, wo alles begann. Der Kreis hat sich geschlossen.
13. Juni 2025 Bahnhof Waidbruck - Lajen (I) Glückliche Heimkehr, mit einem Rucksack voller Erinnerungen…